„Chef auf Abruf“ – Wenn eine Krise herrscht oder eine Lücke zu füllen ist, kommen oft Interimmanager in Unternehmen

Mein erster Arbeitstag als Interimsmanager liegt über 10 Jahre zurück. Markus Suppinger, damals 41 Jahre alt, übernahm ganz kurzfristig in einem Unternehmen für einige Monate den Posten eines Vertriebsleiter. Irgendwie bin da reingerutscht, ein bisschen kam ich dazu wie die Jungfrau zum Kind. Damals habe ich mich gerade erst als Management-Berater selbständig gemacht. Ein Mitarbeiter einer großen Personalberatung, suchte jemanden für ein Unternehmen im Bereich der Konsumgüterindustrie. Der Zeitdruck war groß, das Unternehmen hatte sich gerade überraschend von seinem CSO getrennt und brauchte dringend Ersatz. Eine Zwischenlösung sollte die Chefetage entlasten, damit in Ruhe der richtige und dauerhafte Nachfolger gefunden werden konnte.

Als der Mitarbeiter mich fragte, ob der Job für ein paar Monate nichts für mich sei, überlegte ich kurz und sagte zu. Meine Neugier hatte gesiegt. Bis heute habe ich den Sprung ins kalte Wasser nicht bereut. Im Gegenteil: Ich habe Spaß an solchen Wagnissen gefunden. Inzwischen habe ich schon 6 weitere Male den Posten eines Interimmanagers übernommen. Bis vor kurzen war ich als Leiter Vertrieb und Marketing für 9 Monate unter Vertrag. So wie mir geht es auch vielen anderen Interim Manager. Sie rutschen irgendwie rein ins Interimsmanagement. Nicht für jeden ist der Job als Interimmanager ein „Traumberuf“. Man kann den Beruf auch nur schwer gezielt ansteuern. In Frage kommen für den Posten nur Leute, die schon zuvor viele Jahre Führungserfahrung gesammelt haben. Die allermeisten sind älter als 40 Jahre, ehe sie mit dem Beruf beginnen. Mehr als 9000 Interimsmanager arbeiten nach Angaben des Branchenverbandes DDIM gegenwärtig in Deutschland. Für Stellen als Interimsmanager ist ein eigener Markt entstanden, der seit Jahren kontinuierlich wächst. Vor fünf Jahren waren es erst 6200. Allein in diesem Jahr, so schätzt der Verband, sind nochmals 500 neue hinzugekommen.

Feuerwehrmänner im Management greifen oft härter durch

Ein typischer Interimsmanager übernimmt einen Führungsposten für 6 bis 18 Monate, in Sanierungsfällen auch mal etwas länger. Die großen Personalberatungen halten sich teilweise noch aus dem Geschäft raus. Sie konzentrieren sich auf die gründliche und oft zeitraubende Suche nach den dauerhaften Kandidaten. Die Suche nach Übergangskandidaten überlassen sie Spezialvermittlern wie z.B. Atreus.

Gründe, warum Unternehmen Übergangskandidaten suchen, gibt es viele: Manchmal muss ein Unternehmen beim Ausscheiden eines Managers schnell einen Ersatz suchen, um erst einmal Zeit zu gewinnen. In Krisenfällen sind Interimsmanager auch als eine Art Feuerwehrmänner gefragt: Oft sind externe Spezialisten nötig, die nicht stark im Unternehmen verankert sind und sich daher auch in heikler Mission leichter tun. Sie können mit harter Hand durchgreifen, weil sie niemandem im Unternehmen verpflichtet sind. So kann der richtige Nachfolger später unbelastet seinen Dienst beginnen. Wenn zum Beispiel ein Konzern eine Tochtergesellschaft abspaltet, werden viele der obersten Posten dort oft mit Übergangsmanagern besetzt. Oft zögern die ehrgeizigsten Manager des Mutterkonzerns, solche Posten zu übernehmen, weil sie lieber im Mutterhaus ihre Karriere fortsetzen wollen. Hinzu kommt, dass neue Investoren später auch ihre eigenen Manager installieren wollen, ohne hohe Abfindungen zahlen zu müssen. Sehr viel geredet wird über Interimsmanager nicht – nur selten gelangen sie überhaupt in die Schlagzeilen. 

Keine Lust auf Konzernkarrieren

Meist sind Interimsmanager aber ganz andere Typen! Die Motivation von sehr guten Fachkräften ist eigentlich immer, dass sie gerne viel selbständiger und eigenverantwortlicher arbeiten wollen. „Sie haben keine Lust mehr auf Konzernkarrieren mit all ihren Zwängen“. Viele empfänden die überschäumende Bürokratie dort als Last. Sie wollen selbst entscheiden, ohne jede Kleinigkeit in etlichen Gremien abnicken lassen zu müssen.

Aber wer will schon eine Zwischenlösung sein? Ich sehe dies sehr gelassen! Mein Traumberuf war das Interimsmanagement damals nicht. Aber inzwischen habe ich sehr viele Freude daran!

Interimsmanager werden üblicherweise über Tagessätze bezahlt. Wie hoch diese sind, hängt vom Posten ab. Die Tagessätze sind höher als das, was Festangestellte verdienen. Aber man trägt auch ein höheres Risiko – etwa dass es danach zu einer größeren Lücke zwischen zwei Aufträgen kommt.  

Was gefällt mir an dem Job als Interimsmanager? Man hat sehr viele Freiheiten, man kann unverblümt sagen, was zu tun ist. Anders als fest angestellte Führungskräfte haben Interimsmanager von außen keinerlei Verpflichtungen gegenüber irgendwelchen Seilschaften im Unternehmen. Die Aufgabe ist manchmal aber auch anstrengend: Oft werde ich mit Aufräumarbeiten betraut, die viel zu lange nicht angepackt wurden. Das Klischee des Interimsmanagers, der stets mit hartem Besen einmal durchfegen soll, um seinem Nachfolger eine saubere Grundlage zu hinterlassen, werde aber überstrapaziert. „Natürlich braucht man die harten Sanierer – allerdings eher selten in wirtschaftlichen Boom-Zeiten wie in den vergangenen Jahren.“ Meist seien Interimsmanager auf gute Zusammenarbeit angewiesen.  

Ich glaube, dass der Beruf der Interimsmanager stark an Akzeptanz gewonnen hat. Das Aufblühen der Branche gehe einher mit der nachlassenden Loyalitätsbereitschaft. „Festangestellte Manager werden heute schneller von den Eigentümern geschasst als früher. Die Trennungsbereitschaft hat zugenommen – allerdings auf beiden Seiten.“ Für Top-Führungskräfte ist die Trennung oft sogar lukrativ; oft werde ihnen die Restlaufzeit ihres Vertrages komplett ausbezahlt, ohne arbeiten zu müssen.

de_DEDE

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